Gesundheit / Krankheit / Burnout

November 16, 2014

Wenn man plötzlich krank wird und nicht mehr so funktioniert wie bisher, ist man viel intensiver mit dieser neuen Situation der Ungewissheit konfrontiert. Man macht sich somit Gedanken über Entstehung, Umgang und Bewältigung des eigenen Leidens.

  • Das Gefühl der Gesundheit erwirbt man durch Krankheit. Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

Habe ich etwas Wichtiges in meinem Leben falsch gemacht und ungerecht gemacht? Bin ich ein guter oder schlechter Mensch? Diese glaubensorientierten Gedanken suchen nach Sinn und Unsinn unseres Handelns und dessen Konsequenzen in diesem wie im nächsten Leben (in monotheistischen Religionen als Hölle und Himmel interpretiert).

Es gibt heute selbstverständlich wissenschaftlich-medizinisch fundierte Kennnisse, so die Risikofaktoren für die Entstehung einer Krankheit, die Sicherung der Diagnostik mit genauer Nomenklatur, deren Therapiemöglichkeiten und die weitere statistisch unterstützte Prognose über eine Erkrankung.

  • Eine der verbreitesten Krankheiten ist die Diagnose. Karl Kraus (1874-1936)

Auch hier ist trotzdem jedes Individuum, jedes Schicksal als einzigartig zu achten.
Was sind die Risikofaktoren für Gesundheit oder Krankheit?
Man weiss, dass z.B. das Rauchen eine gewisse Krebssorte (wie gewisse Lungenkrebsarten) und die Entstehung von Gefässkrankheiten (Arteriosklerose) fördert.
Wissenschaftlich ist belegt, dass Cholesterin, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, mangelnde Beweglichkeit das Risiko, im Laufe des Lebens einen Herz- oder Hirninfarkt zu bekommen, massiv erhöhen.
Die positive oder negative Beeinflussung durch die Genetik, abhängig von den eigenen Genen – vergleichbar mit dem Boden, auf dem man wächst – ist nicht zu unterschätzen und oft entscheidend für unsere quantitative (wie lange) und qualitative (wie gute) Lebenschance.

  • Die Gesundheit ist ein Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit. Definition von „Gesundheit“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Wie steht es mit Kummer, Ärger, Sorgen, Umweltproblemen, welche uns unvermeidlich jeden Tag beeinflussen?
Wie geht man um mit unerwarteten Ereignissen, mit Missverständnissen, mit böswilligen Über-und Eingriffen, mit Enttäuschungen? Wie kann man diese positiv beeinflussen, bewältigen?

  •  In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt, ist er krank. Sigmund Freud

Von Alltag ist bekannt, dass man häufig an banalen Infekten erkrankt, an Kopfschmerzen leidet, für z.B. Magen-Darm-Beschwerden anfällig wird, wenn man wenig geschlafen hat, wenn man Ärger hat, wenn man unter „Stress“ steht.

  • Es gibt Leute, die Magengeschwüre haben, und Leute, die Magengeschwüre verursachen. Aus den USA

Wie gewisse Erscheinungen wie länger andauernder Kummer, ungelöste Probleme, unerfüllte Erwartungen, Enttäuschungen, Lasten, d.h. die Tücken des Lebens sich auf die schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, chronische entzündliche Erkrankungen, neurodegeneratives Leiden wie Demenz auswirken ist heute noch zum Teil umstritten.

  • Gott gibt jedem Alter des Menschen seine dazugehörigen Sorgen. Paulo Coelho

Man weiss aber, dass andauernde unangenehme Belastungsfaktoren, wie Stress in Beziehungen am Arbeitsplatz, zu Burn-out oder zu einer Verminderung der sog. kognitiven Funktionen führen können.

  • Die Krankheiten des Gedankens sind zerstörender und häufiger als die Krankheiten des Körpers. Östliche Weisheit

Was ist mit der kognitiven Einschränkung gemeint? Dazu gehören depressive Verstimmung, Schlafprobleme, Energielosigkeit, Schuldgefühle, Wertlosigkeitsempfindung, Gewichts- und Appetitschwankungen, psychosomatische Unruhe oder Verlangsamung bis zu wiederkehrenden Gedanken an Tod oder Suizid.

Die kognitive Einschränkung hat eine enorme Auswirkung auf die Arbeitsfähigkeit, bedingt durch mangelnde Konzentration, langsames Arbeiten, Vergesslichkeit, häufiges Fehler machen, schlechte Leistung, Streit mit Kollegen, Verspätungen bis zu Arbeitsversäumnis. Die volkswirtschaftlichen Folgen sind extrem. Im Jahr 2010 beziffert man sie in Europa mit 92 Milliarden Euro.

  •  Es gibt 1000 Krankheiten, aber nur eine Gesundheit. Arthur Schopenhauer (1788-1860)

Die Symptome von Depression und Demenz können sich überlappen. Bei beiden kommen kognitive, Gedächtnis-, Konzentrations-, Aufmerksamkeits- Störungen vor. Bei beiden zeigen sich Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Energieverlust, Verlangsamung, Müdigkeit, Schlafstörungen, Schmerzen, Unruhe, Angst, Appetitlosigkeit.

Bei Demenz stehen jedoch im Vordergrund Gedächtnisstörung mit Sprachstörung (Aphasie), Geschicklichkeitsverminderung (Apraxie, exekutive Dysfunktion) und Erkenntnisstörung (Agnosie).

  • Erinnerungen, die die Krankheit frisst, vergessen was gewesen ist
    Freude, Liebe, Leid und Trauer, einfach fort, nicht mehr von Dauer
    Alles was mal war im Leben, ist jetzt weg, hat´s nie gegeben
    Dieser Mensch kennt dich nicht mehr, und die Augen blicken leer
    Kannst nichts tun,- nur noch warten, so schlimm es ist, ein Abschied auf Raten, Anonym

Bei beiden ist eine familiäre Häufung feststellbar.
Bei der Depression ist bedrückte Stimmung, Freudlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, vermindertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühl, Gefühl der Hilfslosigkeit, verminderte emotionale Ansprechbarkeit festzustellen.

  • Vergessen, Verwirrung, Veränderung, Was bleibt ist ein Mensch!
    Angst, Aggression, Anstrengung, Was bleibt ist ein Mensch!
    Unsicherheit, Hilflosigkeit, Herausforderung. Was bleibt ist ein Mensch!
    Mit Sehnsucht und Liebe, Freude und Leid, Bedürfnissen nach Zuwendung und Geborgenheit. Was bleibt ist ein Mensch. Immer! Mathilde Tepper

In der Tagespresse wird Burnout wie ein gesellschaftliches Leiden wahrgenommen. Das zeigt sich in Schlagzeilen wie „vier von zehn Ärzten sind ausgebrannt“ oder „Ein Drittel der Lehrer ist Burn-out gefährdet“.

  • Du siehst nur deinen Schatten, wenn du deinen Rücken zur Sonne drehst. Khalil Gibran, Sämtliche Werke

Burnout ist ein Syndrom oder Leiden, welches bei allen Personen vorkommen kann, die in irgendeiner Art und Weise mit Menschen arbeiten.
Die Kernsymptome des Burnouts sind die emotionale und körperliche Erschöpfung, Distanzierung oder Depersonalisierung (nicht mitfühlende, ablehnende, zynische und objekthafte Wahrnehmung der Klienten, Patienten, Schüler), reduzierte Leistungsfähigkeit (mit Entwicklung eines negativen Selbstbildes in Bezug auf die eigene Arbeit).

  • Besser ein kleines Feuer, das Dich wärmt als ein grosses, das Dich verbrennt! Schottisches Sprichwort

Die Frage stellt sich hier in der Berufsarbeit: Ermöglicht sie die Erfüllung wichtiger psychischer Bedürfnisse?
Dazu gehört das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit, indem man eigene Fähigkeiten realisieren, etwas leisten und autonom handeln kann.
Weiter das Bedürfnis nach positivem Selbstwertgefühl, indem man positive Rückmeldung für erbrachte Leistungen, Anerkennung von signifikanten Anderen erhält.

  • Selbstvertrauen ist die Quelle des Vertrauens zu anderen. François de la Rochefoucauld

Ebenso das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, zu einer Gruppe/Organisation, wo man kooperieren und Unterstützung erhalten kann.
Das sind klare Beispiele, wie neben der Genetik und den Umweltfaktoren die Gesellschaft bis hin zum Arbeitsplatz das Befinden des Individuums massiv beeinflussen kann.
Das Führungsverhalten (in der Politik und in den Gegebenheiten am Arbeitsort) kann eine wichtige Rolle bei der Gesundheit eines Menschen spielen.

  • Gesundheit vorstellen heisst sie grundlegend fördern E. Rauch

Das Burnout-Risiko in den Unternehmen sinkt erheblich bei Unterstützung seitens der Führungskräfte.

  • Die Leute streiten im Allgemeinen nur deshalb, weil sie nicht diskutieren können. Gilbert Keith Chesterton,

Bereits im Jahr 2005 wurde von Siegrist und Rödel festgestellt, dass das Risiko, in den kommenden 5 Jahren an einer Depression zu erkranken, sich um 70% in einem 5-jährigen Zeitraum erhöht, wenn ein Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz von einer oder mehreren der folgenden Bedingungen betroffen ist.
– Chronisch hohe Anforderungen (Termindruck, Arbeitsmenge) bei geringer oder fehlender Kontrolle über Arbeitsaufgaben
– Fortgesetzt hohe Verausgabung ohne angemessene Belohnungen (Beziehung, Aufstieg, Arbeitsplatzsicherheit, Wertschätzung)
– Ungerechte/unfaire Behandlung mit negativen Folgen
– Fehlende Unterstützung bei schwierigen Arbeitsaufgaben
(Quelle: Henry Kauffeldt: http://www.bvpraevention.de/cms/index.asp?bvpg)
Was passiert medizinisch bei chronischen Stresszuständen?`
– Noradrenalin steigert via limbisches System die Angst
– Es kommt zu permanent erhöhtem Cortisol-Spiegel, welcher
– Gedächtnisabrufblockade verursacht
– Negative Auswirkungen auf diverse Organsysteme (wie Herz, Magen-Darm)
– Neurotoxische Wirkung auf Hippocampus gesichert

  • Nur in einem ruhigen Teich spiegelt sich das Licht der Sterne. Chinesisches Sprichwort

Deshalb ist es sehr wichtig, dass der Mensch, das Individuum die geeignete Unterstützung am Arbeitsplatz, im sozialen Bereich, in der Gesellschaft bekommt. Damit wird schliesslich eine gute, gesunde Prävention und Reintegration für alle gefördert.

  • Krankheit fühlt man. Gesundheit überhaupt nicht.
    Die Gesundheit ist wie das Salz: Man bemerkt nur, wenn es fehlt. Anonym

Nicht vergessen:

Zur Verstärkung der Gesundheit sind wichtig: guter Schlaf, ausgewogene Ernähurung und genügende Bewegung.