Der Schmerz, mehr als ein Symptom
Vor kurzem habe ich mit einer Patientin, welche unter starken, chronischen Schmerzen leidet, lange über deren Bedeutung gesprochen. Ich hatte das Privileg, dieses komplexe Thema in der Praxis zu besprechen und die Patientin in Ruhe aufzuklären. Es war für uns beide eine erfüllende Sprechstunde.
„Der Mensch ist ein in sich geschlossenes Universum.“ (unbekannt)
Schmerz ist weit mehr als ein unangenehmes Gefühl. Er ist ein komplexes Warnsystem unseres Körpers und gleichzeitig ein ständiger Begleiter von Millionen Menschen weltweit. Die moderne Schmerztherapie zeigt, dass Linderung oft dort beginnt, wo wir den Schmerz verstehen und akzeptieren – mit Ansätzen, die von Medikamenten über alternative Therapien bis hin zu mentalen Techniken reichen.
Schmerz hat eine lebenswichtige Schutzfunktion, indem er vor möglichen Verletzungen oder Gefahren warnt. Ohne diese Funktion wäre der Mensch viel verletzungsanfälliger.
Der Körper produziert eigene schmerzlindernde Substanzen, wie Endorphine, die Schmerzen unterdrücken können. Diese „körpereigenen Morphine“ helfen, den Schmerz zumindest vorübergehend zu kontrollieren.
Chronische oder starke Schmerzen prägen sich ins Gedächtnis ein, was die Empfindlichkeit gegenüber Schmerz erhöht, anstatt uns „abzuhärten“.
Negative Gefühle verstärken die innere Anspannung und damit oft auch den Schmerz. Positive Erlebnisse oder das Gefühl von Geborgenheit hingegen können den Schmerz erträglicher machen.
Die Stärke des Schmerzes entspricht oft nicht dem tatsächlichen körperlichen Schaden. Ein Mensch kann z. B. starke Rückenschmerzen ohne sichtbaren Grund haben, während andere bei grossen Verletzungen kaum Schmerzen verspüren.
Das Gehirn kann Schmerzsignale senden, auch wenn keine echte Gefahr besteht. Angst vor Schmerzen, wie etwa bei Bewegung, kann diese verstärken, weshalb Schmerztherapien oft auf die Angstbewältigung abzielen.
Akute und chronische Schmerzen unterscheiden sich vor allem in ihrer Dauer, Ursache und Funktion.
Akuter Schmerz tritt plötzlich auf und hat eine klare Schutzfunktion: Er warnt vor Verletzungen oder Überlastungen und bewirkt Reflexe wie das rasche Zurückziehen bei Berührung einer heissen Oberfläche. Diese Schmerzen werden durch Gewebeschädigungen ausgelöst und das Schmerzsignal wird blitzschnell über spezielle Nervenbahnen ans Gehirn geleitet. Dadurch reagiert der Körper, oft sogar mit vorübergehender Schmerzlinderung durch körpereigene Endorphine.
Chronischer Schmerz hingegen besteht über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten, oft unabhängig von einer direkten Gewebeschädigung. Chronische Schmerzen entstehen durch Veränderungen im Nervensystem, wodurch sich ein sogenanntes „Schmerzgedächtnis“ entwickelt. Schon geringste Reize können auf diese Weise Schmerzen auslösen, selbst ohne akute Ursache. Chronische Schmerzen haben keine Schutzfunktion und beeinträchtigen das Leben langfristig, oft verbunden mit Schlafstörungen, Erschöpfung und eingeschränkter Beweglichkeit. Beispiele hierfür sind Erkrankungen wie Rheuma, Arthrose oder Fibromyalgie.
Schmerztherapie umfasst alle Behandlungsmassnahmen, die helfen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Sie richtet sich vor allem an Menschen mit chronischen Schmerzen, die ihren Alltag stark beeinträchtigen.
Das Ziel der Schmerztherapie ist nicht unbedingt völlige Schmerzfreiheit, sondern ein erträglicher Zustand, der den Patienten wieder mehr Lebensfreude ermöglicht. Neben Medikamenten setzt die Therapie auf Strategien, die zu mehr sozialer, körperlicher und kultureller Aktivität anregen. Akute Schmerzen werden behandelt, um eine Chronifizierung zu verhindern, während chronische Schmerzen ganzheitlich angegangen werden.
Chronische Schmerzen können das Leben erheblich einschränken und führen oft zu Belastungen im Alltag. Um die Entstehung chronischer Schmerzen zu verhindern oder bestehende Beschwerden zu lindern, ist eine spezialisierte und frühzeitige Schmerztherapie entscheidend.
Die sogenannte multimodale Schmerztherapie, die sich besonders bei langanhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen bewährt, kombiniert verschiedene Behandlungsansätze. Hierbei werden medikamentöse, physiotherapeutische, psychologische und manchmal auch invasive Verfahren aufeinander abgestimmt eingesetzt. Ziel ist es, den Schmerz in seiner Gesamtheit zu behandeln, die Lebensqualität zu verbessern und das Schmerzgedächtnis des Körpers nachhaltig zu beeinflussen.
Die multimodale Schmerztherapie ist ein integrativer Ansatz, der darauf abzielt, chronische Schmerzen zu lindern und ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben zu verringern. Diese Therapie wird in der Regel von einem interdisziplinären Team aus Ärzten, Psychologen und Therapeuten durchgeführt, das nach einer umfassenden Diagnostik einen individuellen Behandlungsplan erstellt.
Der Ablauf einer multimodalen Schmerztherapie beginnt mit einer sorgfältigen Untersuchung, die nicht nur den medizinischen Zustand des Patienten berücksichtigt, sondern auch psychologische und soziale Aspekte des Schmerzes einbezieht. Ein wichtiger Teil der Therapie ist die Informationsvermittlung. Patienten lernen über die Funktionsweise ihres Körpers, die Ursachen von Schmerzen und wie sie ihre Beschwerden besser verstehen und bewältigen können.
Die Therapie umfasst sowohl Einzel- als auch Gruppensitzungen, die unterschiedliche Schwerpunkte haben. Eine zentrale Rolle spielt die körperliche Aktivierung durch Physiotherapie und Sporttherapie, bei der gezielte Übungen zur Stärkung und Dehnung der Muskulatur durchgeführt werden. Dabei wird auch die Freude an Bewegung wiedererweckt und es werden Techniken zur Überwindung von Bewegungs- und Schmerzängsten erlernt.
weiter zum Thema Schmerz:
> Was bedeutet sogennante nicht fassbare, physisch kaum darstellbare Störung mit meist hohem Leidensdruck?
Kann man den Schmerz mit einem schreienden Kind oder einem weinenden Baby vergleichen?
Das Kleinkind kann nicht sagen, was ihm genau fehlt und drückt sein Leiden mit Weinen und Schreien aus.
• Hat das Kind Hunger oder Durst?
• Hat es sich irgendwo verletzt oder verbrannt?
• Wurde es gebissen oder geschlagen?
• Hat es sich etwas gebrochen?
• Liegt oder sitzt das Kind ungemütlich, und drückt etwas auf seinen Körper?
• Funktioniert der Magen-Darm-Trakt nicht?
• Hat es einen Infekt oder Tumor?
• Kann das Kind nicht Wasser lösen, oder hat es eine gestaute Blase oder Nieren?
• Bekommt es zu wenig Sauerstoff, oder hat es Mühe mit der Atmung?
• Verspürt es einen Druck im Kopf?
• Hat es infizierte Ohren?
• Funktioniert in seinem Körper bzw. einem Körperteil etwas nicht richtig?
Man kann unendlich lange nach körperlichen Störungen suchen und sich Fragen stellen.
Könnte es sein, dass das Kind nur Angst hat, verunsichert ist oder sich allein fühlt?
Was macht man in solchen Situationen?
• Zuerst Ruhe bewahren, das Kind in den Armen nehmen und beruhigen, seine Lage ändern, versuchen, genau hinzuschauen und anhand der Ausdrucksweise und der «Hilfe» des Kindes eine Lösung suchen.
Ist es mit den Schmerzen nicht ähnlich?
• Braucht es starke Aufmerksamkeit, richtige Wahrnehmung und Beruhigung der Gesamtsituation?
• Versuchen zu verstehen, was der Schmerz bedeutet und was er ausdrücken möchte?
Erst wenn man die Ursache, die Bedeutung und die Botschaft verstanden hat, kann man den Schmerz beruhigen, sonst wird er weiterhin «weinen» und «schreien».
Wer möchte noch weiter lesen? … > dann viel Spass damit:
Wer kennt Schmerzen nicht aus eigener Erfahrung? Knieschmerzen nach einem Fehltritt, Halsschmerzen nach einer Entzündung, Kopfschmerzen nach einer langen Reise, Migräne nach einem anstrengendem Tag, Rückenschmerzen nach Lasten tragen oder nach einem Sturz…
Schmerz ist ein sehr komplexes Phänomen, das immer ein „unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis“ beinhaltet.
Man unterscheidet zwischen akutem und chronischem Schmerz.
Von chronischem Schmerz sprechen wir, wenn das Schmerzerleben mehr als 3 bis 6 Wochen andauert und eine Reihe physiologischer sowie psychologischer Veränderungen stattgefunden hat.
Chronische Schmerzen können meist nicht vollständig durch einen somatischen Befund oder ein Korrelat erklärt werden.
„Einem verzweifelten Menschen Mut zusprechen ist besser als ein Königreich erobern.“
Akuter Schmerz kann durch die Behebung entsprechender Ursachen (wie z.B. Verletzung oder Entzündung) behandelt werden, wodurch eine relativ rasche Schmerzfreiheit wiederhergestellt wird. Schmerz hat meistens eine Bedeutung als Wahrsignal und oft auch Schutz vor weiteren Gefahren.
Selbst akuter Schmerz beinhaltet praktisch immer eine psychische Komponente. So gehen mit Schmerzen immer eine emotionale Erfahrung (z.B. Wut, Angst oder Trauer), eine kognitive Bewertung (z.B. als gefährlich oder unangenehm) und ein Verhaltensimpuls (z.B. sich zu schonen) einher.
Auch bei akutem Schmerz beeinflussen psychische Faktoren die Schmerzintensität und das darauffolgende Verhalten (z.B. Schonung oder Rückzug) sowie das Verhalten der Mitmenschen (z.B. Rücksichtnahme oder Mitgefühl).
Es gibt eigentlich kein Schmerzzentrum im Gehirn, sondern vielmehr ein ganzes Netzwerk von Hirnarealen die unter Umständen das Phönomen Schmerz als Gesamtoutput haben.
Die Art und Weise wie Schmerz wahrgenommen wird, hängt vom Zusammenspiel der Hirnregionen ab.
Sowohl die Intensität der Verbindungen, die Dominanz verschiedener Areale, die Verarbeitung der Informationen und damit auch das Outcome sind daher immer individuell.
In dieser Komplexität der sich gegenseitig beeinflussenden Verbindungen, zeigt sich die Vielschichtigkeit von chronischem Schmerz und daher auch der möglichen Behandlungsoptionen.
Wichtig zum wissen:
– > Schmerzempfindung ist ein zentrales Erleben – > Es gibt kein Schmerzzentrum im Gehirn.
Egal wo der Schmerz herkommt – > Schmerz ist immer real.
Psychosoziale Faktoren spielen also bei allen Arten von Schmerz eine wesentliche Rolle und sind bei chronischem Schmerz sogar noch zentraler. Chronische Schmerzen können daher meist im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells angemessen verstanden und behandelt werden.
Deshalb ist in der Therapie chronischer Schmerzen die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Medizin, Physiotherapie, Psychologie und anderen Arbeitsgruppen (wie z.B. Sozialarbeit oder Ergotherapie) zentral.
So können sich verschiedene psychotherapeutische, physiotherapeutische sowie andere alternativmedizinische Methoden positiv auf die Schmerzintensität und Lebensqualität auswirken und sollten möglichst frühzeitig in die Therapie chronischer Schmerzen einbezogen werden.
«Sei wie ein Fels. An dem sich beständig die Wellen brechen! Er bleibt stehen, während sich rings um ihn die angeschwollenen Gewässer legen» (Mark Aurel)
Zu einer erfolgreichen Schmerztherapie gehört zudem eine Diagnose des Schmerzmechanismus. Ist eine nozizeptive (z.B. Schädigung eines Gewebes), eine inflammatorische (z.B. Entzündung eines Gewebes) oder eine neuropathische (Verursacher des Schmerzsignals sind die Schmerzfasern selbst).
Eine Hyperalgesie wird definiert als ein Zustand, während welchem ein normalerweise schmerzhafter Reiz als noch viel schmerzhafter empfunden wird. Als Extremform dieses Zustands gilt die sog. Allodynie, bei welcher selbst ein normalerweise nicht schmerzhafter Reiz als schmerzhaft empfunden wird.
Am weitaus häufigsten treffen wir auf ein Bild mit einer Mischung aus verschiedenen Schmerzformen, sog. „Mixed Pain“. Dabei sind sämtliche Mechanismen an der Entstehung respektive Modulierung des Schmerzsignales beteiligt.
Folgende Beispiele zeigen mögliche und häufig eingesetzte Wirkstoffe oder Stoffklassen zur Behandlung der verschiedenen Schmerzmechanismen.
- Antinozizeptiv: Lokalanästhetika, Opiate, Ketamin hochdosiert
- Antiinflammatorisch: COX-1 und 2-Hemmer, Kortikoide, ev. Lokalanästhetika
- Antihyperalgetisch: Ketamin niedrigdosiert, Capsaicin topisch, ev. Paracetamol
- Antineuropatisch: Antiepileptika (Gabapentinoide, Natrium- und Kalziumkanalblocker), Trizyklische Antidepressiva, Ketamin niedrigdosiert.
Erst die richtige Kombination von geeigneten Medikamenten resp. Stoffklassen basierend auf den 4 Säulen der medikamentösen Schmerztherapie und der bio-psycho-sozialen Berücksichtigung, führen zu einer möglichen Lösung des Schmerzproblems.
Übrigens:
- Für etwa ein Drittel der Patienten, die in Praxis behandelt werden, lassen sich keine direkte oragnischen Ursachen finden, die ihre mitunter heftigen Beschwerden erklären können.
- Die meinsten von ihnen sind Schmerz-Patienten, die vor allem unter Rückenschmerzen leiden.
Ursachen für Rückenschmerzen sind hauptsächlich Muskelverspannungen, Überbelastungen durch z.B. falsche Bewegung, Fehl-Belastung oder Fehl-Haltung und damit nicht Veränderungen an der Wirbelsäule oder eine Krankheit.
Oft trägt der Rücken oder der Nacken den Schmerz der Seele.
Empfehlungen zu den nichtmedikamentösen Möglichkeiten, wie die Betroffenen die Schmerzen positiv beeinflussen können, mit sogenanntem BEST– Verhalten:
Bewegung – wie regelmässige sportliche Betätigung, moderates aerobes Ausdauertraining
Entspannung – wie Achtsamkeitsübungen, Autogenes Training
Stress-Balance – wie regelmässige Pausen, nach dem Frühstück oder Mittagessen kurz hinlegen, und loslassen
Trigger vermindern, vermeiden – wie- sich von Trigger entfernt bleiben
Wussten Sie?:
– 1.5 Mio. Menschen in der Schweiz leiden an chronischen Schmerzen. Die meisten von ihnnen täglich oder mehrmals pro Woche.
– Es gibt mehr als 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen.
– Schmerz ist ein Alarmsystem. Wenn wir die Zeichen nicht verstehen, kann Schmerz chronisch werden.
– Es gibt im Hirn kein explizites Schmerzzentrum. Schmerz entsteht durch das Zusammenwirken verschiedener neuronaler Netzwerke.
– Schmerz ist ein komplexes Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Deshalb erlebt ihn auch jeder Mensch anders.
– Um Schmerzen erfolgreich zu behandeln, müssen sie richtig erkannt und die Hinweise wie Puzzleteile zusammengesetzt werden.
– Menschen mit dem sehr seltenen CIPA-Syndrom (congenital insensitivity to pain with anhidrosis) spüren keine Schmerzen. Diese Personen nehmen jedoch nicht wahr, wenn sie sich verletzen und sie bringen sich somit in Lebensgefahr.
– Beim Lachen bildet der Körper Endorphine und diese sorgen für Glücksgefühle, lindern Schmerzen.
„Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden, als Freude zu gewinnen.“ (Sigmund Freud)
…. > Fortsetzung „Thema Schmerz“ für die interessierte LeserInnen… mit anderen Worten:
Dass Schmerzen mit belastenden Lebenssituationen zusammenhängen ist schon lange bekannt.
Ob wir uns gesund oder krank fühlen, ob wir Schmerzen als stärker oder weniger stark empfinden, hängt mit mehr Faktoren als nur mit unserem Körper zusammen.
Die Intensität eines Schmerzes hängt nicht unbedingt proportional damit zusammen, wie schlimm das Geschehen im Körper ist. So kann die Bildgebung eines Rückens zum Beispiel eine sehr stark abgenützte Wirbelsäule zeigen, und der Patient leidet kaum unter Schmerzen, während ein anderer Patient unter massiven Rückenschmerzen leidet bei wenig oder kaum veränderten Strukturen im Bereich der Wirbelsäule.
Das gilt ganz besonders bei chronischen Schmerzen, für die es keine klare Ursache gibt. Medizinisch abgeklärt werden müssen sie natürlich in jedem Fall. Das Gehirn kann sich ohnehin erst dann entspannen, wenn es das Problem gut versorgt weiss.
Die Seele und das soziale Umfeld spielen auch eine Rolle. So leiden Menschen in einer belastenden familiären Situation häufiger unter chronischen Schmerzen.
Dasselbe gilt für Menschen, die in einem schwierigen Arbeitsumfeld arbeiten müssen.
Die Angst, aufgrund eines Schmerzes den täglichen Aufgaben nicht gerecht zu werden, macht diesen oft noch schlimmer.
Der Schmerz ist dabei nicht eingebildet, sondern schraubt sich gewissermassen selbst hoch.
Man kann aus diesem Teufelskreis ausbrechen, sobald man sich diesen Zusammenhang bewusst macht, z.B. mit Hilfe von sogenanntem Neurozentrierten Training. Die Interpretation des Schmerzes so beeinflussen, um ihn erträglicher zu machen und in den Hintergrund treten zu lassen. Wie eine Art Hilfe zur Selbsthilfe.
Das Gehirn braucht neuen Input, um die alten Schmerzmuster loszulassen. Es gibt Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie, welche bei Schmerzen sehr gut helfen. Man kann die Schmerzen so visualisieren, fokussieren oder sogar umfärben. Versuchen, sich den Schmerzen anzunähern, sie intensiver wahrzunehmen und dann loszulassen, rein mental.
Schliesslich:
Der Körper profitiert von Bewegung und der Geist von Stille
weiter- > Fortsetzung zu Schmerzen
Wichtige Fakten:
- Schmerz hat eine lebenswichtige Schutzfunktion, indem er vor möglichen Verletzungen oder Gefahren warnt. Ohne diese Funktion wäre der Mensch viel verletzungsanfälliger.
- Der Körper produziert eigene schmerzlindernde Substanzen, wie Endorphine, die Schmerzen unterdrücken können. Diese „körpereigenen Morphine“ helfen, den Schmerz zumindest vorübergehend zu kontrollieren.
- Chronische oder starke Schmerzen prägen sich ins Gedächtnis ein, was die Empfindlichkeit gegenüber Schmerzen erhöht, anstatt uns „abzuhärten“.
- Negative Gefühle verstärken die innere Anspannung und damit oft auch den Schmerz. Positive Erlebnisse oder das Gefühl von Geborgenheit hingegen können den Schmerz erträglicher machen.
- Die Stärke des Schmerzes entspricht oft nicht dem tatsächlichen körperlichen Schaden. Ein Mensch kann z. B. starke Rückenschmerzen ohne sichtbaren Grund haben, während andere bei grossen Verletzungen kaum Schmerzen verspüren.
- Das Gehirn kann Schmerzsignale senden, auch wenn keine echte Gefahr besteht. Angst vor Schmerzen, wie etwa bei Bewegung, kann diese verstärken, weshalb Schmerztherapien oft auf die Angstbewältigung abzielen.
Schmerztherapie ist mehr als nur Schmerzlinderung – sie ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Körper, Seele und soziales Umfeld berücksichtigt. Durch individuell angepasste Behandlungsstrategien, die von medikamentösen über psychologische bis hin zu körperlichen Methoden reichen, können Menschen lernen, mit ihren Schmerzen umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Mit der richtigen Unterstützung ist es möglich, nicht nur die Kontrolle über die Schmerzen wiederzuerlangen, sondern auch ein erfülltes Leben zu führen – trotz der Herausforderungen, die Schmerzen mit sich bringen können!
Bei Schmerzbehandlung darauf achten:
- Regelmässige körperliche Aktivität ist entscheidend. Aktivitäten wie Wandern, Walken, Schwimmen und Radfahren können die Schmerzempfindung positiv beeinflussen. Beginnen Sie langsam und steigern Sie die Intensität allmählich, um Überlastungen zu vermeiden.
- Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten anleiten, um ein leichtes Gerätetraining in Ihren Alltag einzuführen. Dies kann zur Kräftigung und Dehnung der Muskulatur beitragen und Schmerzen lindern.
- Nutzen Sie Massagen, Wärme- und Kälteanwendungen sowie Elektrotherapie (TENS). Diese Massnahmen können Muskelverspannungen lösen, die Durchblutung fördern und Schmerzen reduzieren.
- Probieren Sie Akupunktur aus. Diese traditionelle Methode der chinesischen Medizin kann bei bestimmten Schmerzarten wie Kopfschmerzen, Rheuma und Arthrose hilfreich sein. Informieren Sie sich, ob diese Behandlungsmethode von Ihrer Krankenkasse übernommen wird.
- Erlernen Sie Entspannungstechniken. Methoden wie Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzempfindung zu verringern.
- Strategien zur Schmerzbewältigung, die auf der kognitiven Verhaltenstherapie basieren, können Ihnen helfen, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern, die mit Ihren Schmerzen verbunden sind.
- Treten Sie Selbsthilfegruppen bei. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann emotionalen Rückhalt bieten und neue Perspektiven im Umgang mit chronischen Schmerzen eröffnen.
- Nehmen Sie Funktionstraining in Anspruch. Ihr Arzt kann Ihnen für bis zu 24 Monaten Funktionstraining verordnen, um gezielt an der Verbesserung Ihrer Beweglichkeit und Schmerzbewältigung zu arbeiten.
- Eine ausgewogene Ernährung kann Ihre allgemeine Gesundheit unterstützen und Entzündungen im Körper reduzieren, was sich positiv auf die Schmerzlinderung auswirken kann.