Gesundheitsprävention: nütztlich und flächendeckend

Februar 20, 2016

Häufig wird von Krankheit gesprochen, wenn man Schmerzen und Beschwerden hat oder eine Diagnose bereits gestellt worden ist. Man versucht, die Krankheit zu bewältigen und im besten Fall zu heilen.
Man kann heute völlig gesund erscheinen und morgen krank werden. Keiner weiss, wie lange er gesund bleibt oder leben wird. Die Medizin redet vom Risikoprofil für bestimmte Krankheiten, und man kann heute approximativ die Lebenserwartung berechnen.

«Gesundheit schätzt man erst, wenn man krank wird.» (deutsches Sprichwort)

Es gibt verschiedene Arten und Ebenen der Prävention und Gesundheitsförderung. Die sozioökonomischen Aspekte der Gesundheit mit Gestaltung der Bedingungen der Lebens- und Arbeitswelt sind nicht zu unterschätzen. Die Prävention sollte immer das Ziel haben, positive gesundheitliche Veränderungen bei Personen oder Bevölkerungsgruppen zu erzielen. Diese Verhaltensprävention appelliert an das Verhalten von Individuen. So werden Personen ermuntert, ihr Verhalten wie Rauchen, Bewegungsarmut oder Essverhalten zu verändern, oder sie werden motiviert, Impfungen oder Früherkennungsverfahren in Anspruch zu nehmen.

Die sog. Verhältnisprävention hingegen beeinflusst ökologische, soziale, ökonomische oder kulturelle Faktoren und nimmt damit direkt Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten. Beispiele dafür sind die flächendeckende Fluorisierung des Trinkwassers, die Förderung der Turnübungsstunden im Betrieb oder in der Schule sowie die Flexibilisierung von Arbeitszeiten.
Es gibt somit eine universelle Prävention und zielgruppenspezifische Ansätze, die Gruppen der Bevölkerung mit bestimmten sozio-kulturellen oder sozio-demographischen Merkmalen ansprechen, wie beispielsweise Schüler, Mitarbeiter eines bestimmten Betriebs oder Personen im Pensionsalter.

Bei Personengruppen, die zwar Risikofaktoren aufweisen, aber noch nicht erkrankt sind, wird von selektiven Präventionsstrategien gesprochen. Wenn bereits Vorstufen von Krankheiten vorhanden sind, wird von indizierten Präventionsstrategien gesprochen. Am Beispiel der Prävention von Darmkrebs würde die universelle Strategie versuchen, mit Kampagnen alle Personen anzusprechen. Die selektive Strategie hingegen zielt speziell auf Personen ab, in deren Familie gehäuft Darmkrebs vorkommt. Die indizierte Strategie konzentriert sich auf Personen, die bereits Darmpolypen (allenfalls als Vorstufe von Darmkrebs) aufweisen.

Die drei Präventionsmassnahmen

1. Primärprävention

Dies sind Massnahmen, welche vor dem Erstauftreten eines unerwünschten Zustandes durchgeführt werden. Beispielsweise Impfungen, schulische Massnahmen zur Prävention von Tabak, Korrekturhaltung der Wirbelsäule, Zahnhygiene. Primärprävention spricht somit gesunde Personen an mit dem Ziel, die Inzidenz (Auftreten) bestimmter Krankheiten zu senken.

2. Sekundärprävention

Die Sekundärprävention dient der Krankheitsfrüherkennung und der Krankheitseindämmung. Mit Hilfe diagnostischer Massnahmen kann das Fortschreiten einer Krankheit verhindert oder abgeschwächt werden. Als sekundäre Prävention bezeichnet man die Gesamtheit aller Massnahmen, die der Früherkennung und damit der Möglichkeit einer rechtzeitigen Behandlung von Erkrankungen dienen. Sie wendet sich gezielt an Personen, bei denen Risikofaktoren vorliegen, aber bisher keine daraus resultierende Erkrankung. Typische Bestandteile der sekundären Prävention sind Screening- oder Vorsorgeuntersuchungen, die eine Aufdeckung symptomloser Erkrankungen bei scheinbar gesunden Individuen ermöglichen sollen. In Bezug auf kardiovaskuläre Erkrankungen bezeichnet „Sekundärprävention“ alle Massnahmen, die bei Vorliegen von Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Rauchen) unternommen werden (z.B. Lipidsenkung), um eine Krankheit zu verhindern.

3. Tertiärprävention

Die Tertiärprävention wird dort angewendet, wo eine Krankheit oder ein unerwünschter Zustand bereits manifest ist. Es geht darum, die Konsequenzen einer Krankheit zu mildern und Folgeschäden (wie Arbeitsunfähigkeit) zu vermeiden bzw. Rückfällen vorzubeugen. Typische Bestandteile der tertiären Prävention sind Rehabilitationsmassnahmen, Anschlussheilbehandlungen und die Rezidivprophylaxe. Zum Beispiel bei kardiovaskulären Erkrankungen umfasst die Tertiärprävention alle Massnahmen, die nach einem Herzinfarkt dazu dienen, einen weiteren Infarkt zu verhindern, z.B. Rauchentwöhnung oder medikamentöse Behandlung.

Wie kann man eine gute flächendeckende Gesundheit erreichen?

Das kann einerseits durch das gesunde Verhalten des Individuums und anderseits durch Schaffen von flächendeckenden, gesunden Lebensverhältnissen ermöglicht werden.

1. Ressourcen aufbauen und fördern (salutogenetisch)

  • Erlernen und Umsetzen der gesundheitsgerechten Bewältigungsformen
  • Aufbau gesundheitsfördernder Institutionen und sozialer Netzwerke sowie Schaffung einer gesunden Lebens- und Arbeitswelt.

2. Risiken reduzieren (pathogenetisch)

  • Verminderung gesundheitsriskanter Lebensweisen
  • Verzicht auf risikoreiches Bewältigungsverhalten
  • Verringerung gesundheitsschädigender Einflüsse
  • Abbau sozialer Konflikte und Belastungen

Man sollte nicht nur von Krankheiten, sondern vorwiegend von der Gesundheit sprechen.

«Es gibt nur eine Gesundheit und eine Menge von Krankheiten.»
(Friedrich Wilhelm Christian Karl Ferdinand Freiherr von Humboldt)