Ziele setzen und erreichen

Juli 17, 2014

Häufig erlebe ich als Arzt in meiner Praxis Menschen mit vielen Beschwerden, Lasten und Krankheiten. Sehr oft wird der Schmerz als Ausdruck und Signal geäussert. Man kann bis heute den Schmerz weder richtig messen noch wiegen. Er ist eine subjektive Wahrnehmung. Dahinter können sehr viele psychische und auch seelische Belastungen stecken.

Es können sich dahinter viele ungelöste, nicht verarbeitete Lebensgeschichten verbergen. Der Umgang mit Schmerzen, also Schmerzwahrnehmung und Schmerzverarbeitung, ist sehr individuell. Es gibt jedoch klare, nachvollziehbare (für den Betroffenen und Mitmenschen) akute Schmerzereignisse wie z.B. nach einer Verletzung des Körpers oder bei einem lebensbedrohlichen Organschaden wie einem Herzinfarkt. Hier kann auch relativ rasch und wirkungsvoll geholfen werden.

Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel muss man sofort wieder nach vorne schauen“. Dr. med. Urs Stoffel, Präsident AGZ.

Häufig aber sind es die chronischen, länger andauernden Schmerzen, welche Patienten und Therapeuten viel Mühe bereiten. Sie sind sehr schwer zu objektivieren und darzustellen. Der betroffene Mensch leidet aber sehr stark darunter. Seine Umgebung kann diese Schmerzen auch nicht ganz klar zuordnen. Dies können z.B. chronische Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Bauchschmerzen oder Weichteilbeschwerden (Muskelschmerzen) sein. Sind sie ein Ausdruck von seelischer Not, ein Hilfeschrei, eine Hilf- oder Hoffnungslosigkeit?

Man kann diese Schmerzen bis heute mit keinen technischen Mitteln darstellen. Man hat Erklärungsmodelle, aber keine Darstellung der Schmerzen. Man kann eben die Gefühle und die Wahrnehmung nicht objektiv quantifizieren. Es braucht hier eine Klarheit, eine Erklärung und Aufklärung der Gesamtsituation, der biopsychosozialen Verhältnisse. Es braucht dabei gute Transparenz und das Vertrauen zwischen den Patienten und Therapeuten.

Es braucht zudem eine gewisse Akzeptanz der Realität, des Geschehens. Dann die Suche nach anderen, weiteren Lösungen und Wegen. Es braucht vielleicht den Mut «loszulassen» und vielleicht auch «Nein» sagen zu können.

Ein Gleichgewicht, ein Äquilibrium ist gefragt. Einige haben zu viel und andere zu wenig. Die einen kämpfen, um an Gewicht zuzunehmen und zu überleben (z.B. bei Hunger oder Anorexie) und die anderen kämpfen ständig darum, ihr Gewicht zu reduzieren (wie bei Übergewicht, Adipositas). Das ist vielleicht naturbedingt. Trotzdem kann man da etwas bewirken.

Zuerst muss man wissen wie z.B. wie die Energiebilanz im Körper funktioniert. Diese besteht aus der Nahrungseinnahme (Essen, Trinken) und dem Energieverbrauch (Grundumsatz und Aktivität) – es verhält sich eigentlich wie bei einem Bankkonto.

Was mache ich falsch, wenn ich mehr einnehme als ich verbrauche (Plusbilanz)? Und das Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr! Wenn es sich auch nur um kleine Differenzen von wenigen Kalorien pro Tag handelt, summieren sich diese im Verlaufe der Zeit deutlich und massiv.

Deshalb bemerken wir häufig in einem gewissen Alter die unerwünschten «Speckmassen». Was muss ich nun ändern, damit ich nicht mehr auf eine «Plusbilanz», sondern auf eine «Minusbilanz» komme? Sehr einfach: entweder wenig und richtig essen (weniger Kalorien) oder mehr verbrauchen durch Aktivität (z.B. mehr Sport).

Es scheint alles so einfach zu sein. In der Realität ist es aber viel komplexer. Der Instinkt (wie das schnelle Verlangen nach Essen) kommt vor der bewussten Wahrnehmung im Grosshirn. Das ist auch entwicklungsbiologisch bedingt. Um zu überleben braucht man Reserven. Bis das bewusste Grosshirn merkt und realisiert, dass man zu viel gegessen hat, ist es häufig zu spät.

Danach reagiert man mit schlechtem Gewissen und Reue, macht aber trotzdem bei nächster Gelegenheit ähnlich weiter. Umgekehrt läuft es beim Verbrauch der zu viel gespeicherten Reserven.

Bevor man eine sportliche Tätigkeit aufnimmt, ist häufig mit einer Hürde von Entschuldigungen zu rechnen (Instinkt). Es braucht da häufig viel Überzeugungskraft und Selbstdisziplin.

Wenn man aber regelmässig Sport treibt und aktiv bleibt, dann erlebt man, wie der Körper leistungsfähiger, attraktiver und schöner wird.

Also braucht es doch einiges mehr, wenn man Ziele erreichen und beibehalten möchte: Erste Bedingung ist eine klare Analyse der Situation, dann eine saubere Planung und eine Durch- und Fortsetzung des Gewünschten.

«Wer nicht weiss, wo er hin will, darf sich nicht wundern, wenn er woanders ankommt.» Mark Twain

Auf unser Thema bezogen:

  • Wenn ich meine Kalorien nicht selber regle, dann wird mein Körper durch die Fettmasse bestimmt.
  • Wenn ich meine Schmerzen nicht ernst nehme und nicht daran arbeite, dann werde ich von den Schmerzen belagert und beeinträchtigt.

«Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tunJohann Wolfgang von Goethe