Heuschnupfen, mehr als eine falsche Reaktion des Körpers auf die Umwelt?
Die allergische Rhinitis beginnt mit einer Sensibilisierung gegenüber einem Allergen (wie Pollen oder Hausstaubmilben), bei der zuerst keine Symptome auftreten (sog. Erstkontakt). Dann laufen die Immunreaktionen auf sog. zellulärer (Lymphozyten) und humoraler Ebene (Antikörper, Histamin, Leukotriene, usw.).
Das Abwehrsystem lernt den vermeintlichen Feind beim ersten Kontakt kennen, um ihn beim Zweitkontakt zu bekämpfen. Die typischen Reaktionen des Körpers in der Folge sind Rötung, Jucken, Niesen und die laufende Nase, welche durch Histamin und Leukotriene ausgelöst werden.
Der Sinn ist eine verbesserte Durchblutung (dadurch kommt die Rötung), um nachrückenden Abwehrzellen den Weg zu erleichtern, Jucken, um die Aufmerksamkeit auf besagte Stelle zu bringen, Niesen und Schleimbildung, um Fremdstoffe aus dem Körper zu schaffen. Das alles ist verständlich, ist es aber eine falsche Alarmierung des Körpers?
In der Schweiz sind immer mehr Menschen von einer allergischen Rhinitis bzw. einer allergischen Rhinokonjunktivitis (mit Augensymptomen) betroffen. Um 20% der Schweizer Population leiden an einer Pollenallergie. Warum die Häufigkeit ansteigt, ist nicht ganz klar. Neben genetischen Faktoren spielen auch Umweltfaktoren (z.B. Schadstoffe) und vermutlich eine veränderte Lebensweise, welche die Zusammensetzung der Mikrobiotika beeinflusst, eine Rolle.
Die Therapie besteht grundsätzlich in der Beruhigung des Körpers durch sog. Antihistaminika und cortisonhaltige Produkte bis zur Desensibilisierung (Angewöhnung des Körpers auf die Allergene). Zudem wird durch alternativ medizinische Massnahmen wie TCM (Akupunktur) versucht, das «Gleichgewicht» wieder zu herzustellen.
Seit den letzten Jahren werden sog. Probiotika zur Therapie eingesetzt. Diese, insbesondere Lactobacillus paracasei-Stämme, sollten helfen, die Symptome einer atopischen Erkrankung zu lindern. Bei der allergischen Rhinitis scheint speziell Lactobacillus paracasei-LP-33-Stamm wirksam zu sein.
Fortsetzkung mit dem Lesen für interessierte LeserInnen, aus einem anderen Einblick..
Was ist eine Pollenallergie?
Pollenallergie, auch Heuschnupfen genannt, ist eine weit verbreitete allergische Reaktion des Immunsystems auf Blütenpollen. Diese winzigen Partikel dienen der Fortpflanzung der Flora und werden entweder durch den Wind oder durch Insekten verbreitet. Besonders leichte Pollenkörner von windbestäubten Pflanzen gelangen leicht in die Atemwege und können bei empfindlichen Personen eine Immunreaktion verursachen.
Bei Pollenallergikern erkennt das Immunsystem die eigentlich harmlosen Pollen fälschlicherweise als Bedrohung und löst eine Abwehrreaktion aus. Dabei werden Histamin und andere Entzündungsstoffe freigesetzt, die verschiedene Beschwerden hervorrufen. Da Heuschnupfen zu den Typ-I-Allergien gehört, treten die Reaktionen unmittelbar nach dem Kontakt mit den Pollen auf.
Pollenallergien sind jahreszeitlich bedingt und treten je nach Region und Jahreszeit unterschiedlich häufig auf. Manche Menschen reagieren auf verschiedene Pollenarten, so dass sie über mehrere Monate Beschwerden haben können. Während die meisten Menschen nur im Frühjahr und Sommer unter Heuschnupfen leiden, gibt es auch Pflanzen, die bereits im Winter oder bis in den Herbst hinein Pollen freisetzen, so dass manche Allergiker fast das ganze Jahr über betroffen sein können.
Heftige Niesattacken, juckende Augen, Fliessschnupfen – das sind nur einige der Beschwerden, welche die Lebensqualität von Pollenallergikern erheblich einschränken können. Was ist Pollinose und wie wird sie behandelt?
Die Pollinose (Pollenallergie, Heuschnupfen, saisonale allergische Rhinitis) ist eine Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber den Proteinen von Pflanzenpollen. Es handelt sich um eine Allergie vom Soforttyp, bei der das Immunsystem innerhalb von Sekunden oder Minuten auf das Allergen reagiert. Die Pollinose manifestiert sich klinisch als saisonale allergische Rhinitis oder Rhinokonjunktivitis. Sie tritt nicht ganzjährig auf, sondern nur während der Blütezeit der Bäume (Februar bis Mai), der Gräser (Mai bis August) und der Kräuter (Juli bis Oktober).
Pollen ist ein pulverförmiger Stoff, den Samenpflanzen zu Fortpflanzungszwecken produzieren. In der Blütezeit dieser Pflanzen werden Pollen in grossen Mengen in die Atmosphäre abgegeben, wobei trockenes und sonniges Wetter mit einem leichten Wind die Verbreitung der Pollen in der Luft begünstigt. Pollen enthalten potente Allergene – wasserlösliche Proteine und Glykoproteine, welche innerhalb von Sekunden freigesetzt werden, wenn der Pollen auf die menschliche Schleimhaut trifft. Diese Proteine wirken als Antigene. Das fördert die Entwicklung von Antikörpern (Immunglobuline IgE), welche die vermeintlichen Feinde bekämpfen sollen. Und schon geht es los: Bei jeder weiteren Begegnung mit dem Antigen beginnt der Körper nun mit der Abwehr, indem er Immunglobuline an das Allergen bindet.
Welche Pflanzen besitzen Allergene Pollen?
Pollen stellen für viele Allergiker eine Herausforderung dar, da verschiedene Pflanzen unterschiedliche Allergene Reaktionen hervorrufen können. Es gibt viele Pflanzenarten, deren Pollen Allergien bewirken, und diese Pollen unterscheiden sich in ihrer Stärke und Häufigkeit.
Vor allem Bäume sind häufige Allergieauslöser. Erle und Hasel gehören zu den ersten Bäumen im Jahr, die Pollen freisetzen, und haben eine mittlere bis hohe Allergenität. Die Esche, die von März bis Mai blüht, ist ebenfalls ein starkes Allergen, vor allem wegen der grossen Menge an Pollen, die sie produziert. Birkenpollen gelten als besonders stark allergen und betreffen einen grossen Teil der Pollenallergiker. Darüber hinaus kann es zu Kreuzreaktionen mit anderen Baumarten kommen, z.B. kann die Birke auch eine Reaktion auf Äpfel oder Haselnüsse verursachen.
Gräser, insbesondere Süssgräser wie Roggen, Wiesenlieschgras und Knäuelgras gehören zu den stärksten Pollenallergenen. Diese Gräser produzieren enorme Mengen an Pollen und sind während ihrer Blütezeit von Mai bis Juli besonders aktiv. Roggen, eines der aggressivsten Allergene, setzt jährlich bis zu 21 Millionen Pollenkörner frei, die bei vielen Allergikern die Symptome verschlimmern. Die hohe Allergenität der Gräser führt häufig zu Kreuzreaktionen, bei denen auch andere Gräserarten betroffen sind.
Auch Kräuter wie Ambrosia und Beifuss lösen allergische Reaktionen aus. Ambrosia, die im Spätsommer blüht, hat eine hohe Allergenität und verursacht den sogenannten Herbst-Heuschnupfen. Auch Beifuss, der von Juli bis September blüht, ist ein starker Allergieauslöser und kann bei Allergikern Symptome hervorrufen, die mit Lebensmitteln wie Paprikapulver oder Petersilie in Verbindung gebracht werden.
Eine weitere Gefahr geht von Zimmerpflanzen aus. Einige, wie Birkenfeige und Weihnachtsstern, können bei Allergikern Hautausschläge oder Atembeschwerden hervorrufen. Diese Reaktionen werden nicht immer durch Pollen ausgelöst, sondern oft durch Eiweisse in den Pflanzen, die sich in der Luft verbreiten und sich mit Staubpartikeln verbinden. Auch Pflanzen wie Gummibäume und Kakteen können ähnliche Störungen hervorrufen.
Dabei geht es um eine überschiessende Reaktion des Immunsystems: Die Körperabwehr hält harmlose Proteine fälschlicherweise für gefährlich und bekämpft sie wie Krankheitserreger. Sogenannte Mastzellen schütten Histamin und Leukotriene aus, wenn sie auf Pollenproteine treffen. Histamin und Leukotriene sind Entzündungsbotenstoffe, welche für die typischen Pollenallergie-Beschwerden verantwortlich sind. Da die Pollenproteine hauptsächlich über die Schleimhäute in den Körper gelangen, sind vor allem Augen, Nase und Rachen betroffen. Nicht zufällig gehen mit diesem Immunprozess auch Rötung und Juckreiz einher. Die Rötung ist auf eine verstärkte Durchblutung zurückzuführen, welche den Transport von Abwehrzellen in die betroffenen Körperregionen erleichtern soll. Durch Juckreiz („Kribbeln” in der Nase und in den Augen) wird die Aufmerksamkeit auf die betroffenen Stellen gelenkt. In der Nase wird vermehrt Sekret gebildet, um die vom Immunsystem erkannten Fremdstoffe aus dem Körper zu transportieren.
Zu den Symptomen gehören unter anderem ein anhaltender Fliessschnupfen, juckende, tränende und gerötete Augen sowie Niesanfälle. Viele Pollenallergiker klagen auch über eine Überempfindlichkeit der Nase gegenüber Kälte, Gerüchen oder Tabakrauch. Darüber hinaus berichten viele Patienten über allgemeines Unwohlsein, häufig auch über Kopfschmerzen und Müdigkeitsgefühle sowie eine verminderte Konzentrations- und Lernfähigkeit, welche sie während der gesamten Pollensaison begleiten. Nicht selten findet ein sogenannter „Etagenwechsel” statt, bei dem sich die Symptome von den oberen Atemwegen tiefer in die Bronchien und die Lunge ausbreiten. In diesem Fall kann es zu Asthma bronchiale mit Hustenreiz und Atemnot kommen.
Es gibt Hinweise darauf, dass manche Menschen anfälliger für allergische Reaktionen sind als andere. Das bedeutet, dass die Neigung zu allergischen Reaktionen auch genetisch bedingt sein kann. Die sogenannte Hygiene-Hypothese geht davon aus, dass die körpereigene Abwehr bei einer sehr ausgeprägten Hygiene in der Kindheit unterfordert ist und sich deshalb irgendwann auch gegen harmlose Stoffe zur Wehr setzt. Zur Entstehung von Allergien können aber auch Reizstoffe in der Umgebungsluft beitragen, wie z.B. Feinstaub, Zigarettenrauch, Autoabgase. Studien zeigen, dass Kinder rauchender Eltern ein deutlich höheres Risiko haben, später an Asthma und Allergien zu leiden.
Hilft Hyposensibilisierung gegen eine Pollenallergie?
Ja, eine Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) kann die Beschwerden einer Pollenallergie langfristig lindern. Dabei wird das Immunsystem schrittweise an die Allergene gewöhnt, um die Überreaktion zu verringern. Die Therapie dauert in der Regel mindestens drei Jahre. Studien zeigen, dass sie Niesreiz, verstopfte Nase, juckende und tränende Augen lindern kann.
Die Behandlung ist sowohl mit Spritzen (subkutane Immuntherapie, SCIT) als auch mit Tropfen oder Tabletten unter der Zunge (sublinguale Immuntherapie, SLIT) möglich. Beide Formen haben sich als wirksam erwiesen. Eine Besserung kann bereits im ersten Jahr eintreten, die volle Wirkung entfaltet sich meist erst nach mehreren Jahren.
Die Hyposensibilisierung eignet sich für Allergien gegen Gräser-, Getreide-, Kräuter- und Baumpollen. Ihr Vorteil gegenüber anderen Behandlungen ist, dass sie nicht nur die Symptome lindert, sondern auch das Risiko für Folgeerkrankungen wie allergisches Asthma oder Kreuzallergien senken kann. Allerdings wirkt sie nicht bei allen Patienten gleich gut und in manchen Fällen bleiben die Beschwerden auch nach der Behandlung bestehen oder treten erneut auf.
Wie wird Heuschnupfen diagnostiziert?
Die Diagnose von Heuschnupfen erfolgt in der Regel in mehreren Schritten. Zunächst befragt der Arzt die betroffene Person zu den Symptomen, zur Krankengeschichte und zu möglichen Allergien in der Familie. Auf dieser Grundlage wird entschieden, welche weiteren Untersuchungen notwendig sind.
Ein gängiger Test zur Diagnose ist der Pricktest. Dabei wird eine Lösung mit möglichen Allergenen auf die Haut aufgetragen, meist am Unterarm. Mit einer feinen Nadel wird die Haut an den Applikationsstellen minimal eingestochen, so dass die Substanzen in den Körper eindringen können. Kommt es an der Einstichstelle zu einer Rötung und Schwellung, ähnlich einem Mückenstich, deutet dies auf eine allergische Reaktion hin.
Neben dem Pricktest kann auch ein Bluttest durchgeführt werden. Dabei wird das Blut auf so genannte IgE-Antikörper untersucht, die der Körper bei einer Pollenallergie bildet. Ein positives Ergebnis weist darauf hin, dass eine Allergie gegen bestimmte Pollen vorliegen könnte. Dieser Test hat den Vorteil, dass er auch dann durchgeführt werden kann, wenn der Pricktest wegen akuter Hautreizungen oder einer medikamentösen Behandlung nicht sinnvoll ist.
In einigen Fällen wird zusätzlich ein Provokationstest durchgeführt, bei dem Allergenextrakte direkt auf die Schleimhäute der Nase oder der Augen aufgetragen werden. Wenn der Betroffene daraufhin Symptome wie Niesen oder eine laufende Nase entwickelt, deutet dies auf eine allergische Reaktion hin. Alle diese Tests helfen, die Diagnose zu sichern und eine geeignete Behandlung zu planen.
Was kann bei Heuschnupfen helfen:
- Das Wichtigste ist, den Kontakt mit den auslösenden Allergenen soweit wie möglich zu vermeiden. Das reduziert die Beschwerden einfach und ohne Nebenwirkungen.
- Waschen Sie die Haare vor dem Schlafengehen oder bürsten Sie diese kräftig, um Pollen nicht ins Bett zu bekommen.
- Nehmen Sie auch leichtere Heuschnupfen-Beschwerden ernst. Eine rechtzeitige Vorbeugung und Behandlung trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Pollenallergie im Laufe der Zeit nicht verschlimmert.
- Achten Sie auf Pollenflugvorhersage und vermeiden Sie Aufenthalte im Freien, wenn die Pollen in einer besonders hohen Konzentration fliegen. Dafür gibt es spezielle Pollenflug-Apps.
- Beachten Sie beim Aufenthalt im Freien, dass eine vermehrte Schadstoffbelastung der Luft die Allergenität der Pollen erhöhen kann. Das gilt für stark befahrene Strassen und ist auch für Hochdruckwetterlagen charakteristisch.
- Vermeiden Sie sportliche Betätigung im Freien zu Zeiten mit starkem Pollenflug.
- Schliessen Sie die Fenster in Ihrem Fahrzeug und verwenden Sie einen Pollenfilter in der Lüftung beziehungsweise in der Klimaanlage. Das hilft, die Pollenbelastung möglichst gering zu halten. Erneuern Sie die Filter regelmässig.
- In ländlichen Gebieten sollten die Räume zwischen sechs Uhr abends und Mitternacht gelüftet werden und in der Stadt morgens von sechs bis acht Uhr. In dieser Zeit ist die Pollenkonzentration am geringsten. Schlafen Sie bei geschlossenen Fenstern.
- Achten Sie auf Faktoren wie Zigarettenrauch und gechlortes Wasser in Schwimmbädern, welche die Heuschnupfen-Symptome verstärken können.
- Tragen Sie eine Sonnenbrille statt Kontaktlinsen, wenn die Augenbindehaut durch Pollen gereizt ist.
- Wischen Sie alle glatten Bodenbeläge jeden Tag feucht. Zum Staubsaugen bevorzugen Sie Geräte mit einem HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Airfilter). Wischen Sie Möbel mit einem feuchten Tuch ab.
- Wechseln Sie Ihre Bettwäsche möglichst häufig und vermeiden Sie es, Ihre Kleidung im Schlafzimmer zu wechseln.
- Trocknen Sie Ihre Wäsche in der Pollensaison nicht im Freien, damit keine Pollen auf die Wäsche gelangen.
- Verwenden Sie während der Pollenflugzeit ein abschwellendes Nasenspray nur kurzzeitig und ein antiallergisches regelmässig. Nehmen Sie bei starkem Schnupfen Antihistaminika oder andere geeignete Medikamente, um Linderung zu erhalten und die allergische Reaktion auf Blütenstaub zu verringern.
- Als eine unterstützende Massnahme können Sie das Nasespülen mit isotoner Salz-Lösung verwenden.
Eine Pollenallergie kann das Leben belasten, doch mit einer gezielten Behandlung und einfachen Massnahmen lassen sich die Symptome gut in den Griff bekommen. So kann die Lebensqualität während der Allergiesaison deutlich verbessert werden.
Noch komische Witzen dazu:
- Wie heisst die Vergangenheitsform von „niessen“? > Ge-niessen
- Beim Niesen erreicht die ausgeatmete Luft eine Geschwindigkeit von über 130 Kilometer pro Stunde. Es ist unmöglich, mit offenen Augen zu niesen
- Ich würde mich ja kratzen, aber es juckt mich nicht.
Links zum Thema:
Allergiezentrum Schweiz: aha.ch
Pollen und Allegergie: pollenundallergie.ch