Mehr als ein Meteorismus, Blähungen

Januar 5, 2021

Blähungen (Meteorismus) werden durch Gase verursacht, die sich im Magen-Darm-Trakt ansammeln. Für die Gasproduktion sind unzählige Bakterien der Darmflora verantwortlich. Sie zersetzen die Bestandteile der Nahrung, die für die körpereigenen Verdauungsenzyme nicht zu knacken sind, wie zum Beispiel Ballaststoffe. So entstehen wertvolle Mineralstoffe, und der Körper gewinnt Energie. Als Abfallprodukte entstehen Gase wie Methan, Wasserstoff, Kohlendioxid, Stickstoff und der übelriechende Schwefelwasserstoff.

Zwiebeln, Kohl, Lauch und Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Linsen haben eine stark blähende Wirkung. Magenempfindliche Menschen sollten deshalb bei diesen Gemüsen Zurückhaltung üben. Das gilt auch für stillende Frauen: Die Blähstoffe werden über die Muttermilch auch vom Baby aufgenommen – die berüchtigten Dreimonatskoliken sind damit schon fast programmiert.

Eine weitere Quelle für die Gase im Verdauungssystem ist die Luft, die man beim Essen und Sprechen unbewusst verschluckt. Die Luft gelangt in den Magen, sammelt sich dort an und entweicht beim Aufstossen über den Mund.

Weniger bekannt ist dagegen, dass auch künstliche Süssstoffe wie Mannitol oder Sorbitol vermehrt Blähungen auslösen können. Und Menschen, die an einer Intoleranz gegen Milchzucker (Laktose) leiden, reagieren auf den Verzehr von Milchprodukten mit heftigen Blähungen. Auch die Verdauung von Fruchtzucker kann zu Beschwerden führen.

Aber nicht nur was man isst, sondern auch wie man es isst, beeinflusst die Verdauung. Auch hier weiss der Volksmund Rat: «Gut gekaut ist halb verdaut!» Nicht ausreichend zerkleinerte Nahrungsmittel kommen relativ unverdaut im Dickdarm an und regen die dort ansässigen Bakterien zu vermehrter Gasbildung an.

Zudem leiden hastige Esser häufiger unter Aufstossen, da sie beim Essen wesentlich mehr Luft verschlucken als bedächtige Kauer. Was zusätzlich «auf den Magen schlägt»: Konflikte, Aufregungen, Stress, Angst oder Depressionen. Entspannte und angstfreie Menschen leiden viel weniger unter Rumoren im Darm.

Mögliche Ursachen für Blähungen sind also:

  • Blähende Speisen wie Zwiebeln, Kohl und Hülsenfrüchte
  • Künstliche Süssstoffe wie Sorbitol und Mannitol
  • Laktoseintoleranz
  • Ballaststoffarme Ernährung, zu fette und zu süsse Speisen
  • Plötzliche Veränderung der Ernährungsgewohnheiten
  • Zu schnelles und zu hastiges Essen
  • Psychische Beeinträchtigungen wie Stress, Konflikte, Aufregungen, Angst, Sorgen, Ärger

Abhilfe schaffen unter anderem die sogenannten Carminativa. Das sind pflanzliche Wirkstoffe mit entblähenden, verdauungsfördernden und krampflösenden Eigenschaften. Dazu gehören Kümmel, Fenchel, Anis oder Melisse.

Wer diese Gewürze schon beim Kochen von blähenden Speisen verwendet – wie etwa Kümmel im Sauerkraut –, beugt Blähungen auf die einfachste und schmackhafteste Weise vor.

Es gibt auch Teemischungen, Pulver oder Tropfen. Weiter helfen Kräuterbitter aus Enzianwurzel, Tausendgüldenkraut und Wermutkraut gegen Völlegefühl und Appetitlosigkeit.

Ebenso wirksam ist ein Spaziergang. Bewegung bringt nämlich nicht nur den Kreislauf in Schwung, sondern fördert auch die Darmtätigkeit und hilft dabei, die überschüssige Luft ins Freie zu entlassen.

Folgendes kann also gegen Blähungen helfen:

  • Reduzieren oder meiden Sie blähende Nahrungsmittel wie etwa Hülsenfrüchte, Kohlgemüse, Peperoni, Zwiebeln, Knoblauch, Steinobst, Nüsse und ofenfrisches Brot.
  • Ernähren Sie sich ballaststoffreich und trinken Sie ausreichend, wenn Sie zusätzlich an Verstopfung leiden. Achtung: Hält die Verstopfung bei einem älteren Menschen mehrere Wochen an, sollte er einen Arzt aufsuchen.
  • Trinken Sie Tee aus Anis-, Fenchel- oder Kümmelsamen.
  • Verzichten Sie möglichst auf kohlensäurehaltige Getränke, auf Kaugummi, auf künstlichen Süssstoff und aufs Rauchen.
  • Reduzieren Sie Ihren Kaffeekonsum
  • Nehmen Sie sich Zeit beim Essen: Langsames und bewusstes Essen
  • Kleine Portionen und keine Zwischenmahlzeiten
  • Nicht zu spät am Abend essen
  • Bewegen Sie sich viel, machen Sie Sport
  • Stress abbauen, wie Entspannungsübungen, Yoga

 

Das sind Erkrankungen, die zu Blähungen führen:

  • Colon irritabile, Reizdarm
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
  • Gastrointestinale Stromatumore, GIST
  • Helicobacter plyori-Infektion, Hp-Infektion
  • Magen-Darm-Infektionen durch Bakterien, Pilze oder Parasiten
  • Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten (z.B. Milcheiweiss-Allergie, Milchzuckerintoleranz, Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
  • Frauen: Prämenstruelles Syndrom (PMS)
  • Verstopfung, Obstipation
  • Durchfall, Gastroenteritis
  • Dickdarmkrebs
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • Gallensteine
  • Drei-Monats-Koliken beim Kind

 

Wichtig zu wissen: Jeder Mensch entwickelt während der Verdauung Darmgase. 20-mal pro Tag zu pupsen, ist deshalb ganz normal.

Die Menschen im 16. Jahrhundert sahen Aufstossen und Blähungen offenbar nicht nur als selbstverständlich an. Von einem Gast wurde sogar erwartet, dass er ein gutes Mahl derart lautstark würdigte.

Heute wird dies nicht mehr toleriert und als peinlich gesehen, wenn ein Tischnachbar die Luft unkontrolliert herauslässt.

  • Andere Zeiten, andere Sitten.

Andere Disziplinen, anderes Vorgehen:

  • Was macht ein Fahrlehrer, wenn er Blähungen hat? Er lässt einen fahren.

Nach dem „loslassen bzw. abfahren“ fühlt man sich häufig sehr erleichtert und entlastet; ein gutes Gefühl.

In der Medizin bezeichnet man die Empfindung eines geblähten Bauches (Abdomens) als Meteorismus. Es handelt sich dabei um eine subjektive Wahrnehmung. Meteorismus ist keine Seltenheit: in manchen Studien gibt bis zu jeder fünfte Befragte an, in der letzten Woche darunter gelitten zu haben.

Der medizinische Meteorismus ist nicht mit der Meteorologie oder Meteoriten zu verwechseln. Dennoch gibt es gewisse Ähnlichkeiten. So haben alle mit Gasen, Geräuschen, Mobilität, Bewegung, dem natürlichen Erleben und Vorgehen und mit Akzeptanz zu tun.

  • Wenn Du etwas magst, geniesse es.
  • Wenn Du etwas nicht magst, vermeide es.
  • Wenn Du etwas nicht magst und nicht vermeiden kannst, ändere es.
  • Wenn Du etwas nicht magst und nicht vermeiden und nicht ändern kannst, akzeptiere es und ändere Deine Sicht der Angelegenheit. (unbekannt)

 

Somit:

  • Wenn es regnet, schnappst du dir einen Regenschirm und
  • akzeptiere, dass es regnet und donnert.

 

Links zum Thema:
Allergiezentrum Schweiz: aha.ch