Handekzem, chronisch wiederkehrend

Januar 15, 2018

In der Allgemeinmedizinischen Praxis ist das Handekzem und die trockene, rissige und schuppende Haut sehr häufig zu sehen.
Das chronische Handekzem ist mit einer Lebenszeitprävalenz von 15% eine häufige Hauterkrankung, stellt jedoch ätiologisch keine einheitliche Krankheitsentität dar.
Mehr als die Hälfte der chronischen Hautekzeme sind beruflich bedingt, und bei mehr als jedem vierten Betroffenen besteht Arbeitsunfähigkeit.
Als Handekzem werden entzündliche, nicht infektiöse Hautveränderungen an den Händen bezeichnet.

Das Reaktionsmuster «Ekzem» wird dabei durch ein Nach- und Nebeneinander von Hautveränderungen (von Rötung, Bläschen, Exsudation, Papeln und Schuppung) als entzündliche Reaktion der Haut definiert. Als Synonym wird der Begriff «Dermatitis» verwendet.

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Auftreten eines Handekzems begünstigen und verursachen können. Als Auslöser kommen sowohl sog. exogene Einflüsse (allergisch, irritativ) als auch konstitutionelle Faktoren (sog. atopische Dermatitis) in Betracht.

Ursachen und Auslöser des Handekzems

Belastungen der Haut, die die Entwicklung eines Handekzems begünstigen:

  • chemische Reizstoffe, z. B. Säuren, Laugen
    ➞ Schädigung der Hautbarriere
  • mechanische Reizungen
    ➞ Abrieb der äussersten Hautschicht, z. B. in handwerklichen Berufen, Schädigung der Hautbarriere
  • Kontakt zu Seifen und Lösemitteln
    ➞ Auswaschen der Hautfette, erhöhte Hauttrockenheit, Schädigung der Hautbarriere
  • häufiger Wasserkontakt und Feuchtigkeitsstau, z. B. unter Gummihandschuhen
    ➞ Aufquellen der Haut, Schädigung der Hautbarriere

Erbliche Veranlagung für:

  • Atopie, insbesondere Neurodermitis
  • empfindliche, trockene Haut

Weitere mögliche Auslöser:

  • Kontaktallergene, z. B. Nickel-, Chrom-, Kobaltverbindungen, Harze, Konservierungs-, Farb-, Duftstoffe, Latex, Pflanzenextrakte
  • Falsche Hautreinigung und -pflege, z. B. mit Seifen, Lösungsmittel
  • Pflanzenstoffe, z. B. Giftsumach
  • Säuren und alkalische Chemikalien, organische und anorganische Öle
  • UV-Strahlen
  • Kälte- oder Wärmeexposition

Symptome und Krankheitsverlauf

Neben unterschiedlichen Ursachen weisen Handekzeme auch unterschiedliche Erscheinungsformen und Manifestationslokalisationen auf, also verschiedene Orte, an denen sie hauptsächlich auftreten. So können bevorzugt die Handinnenfläche, die Fingerkuppen oder die Aussenseite der Hände oder Finger betroffen sein.
Ein Kennzeichen der meisten Erscheinungsformen ist der oft starke Juckreiz, der einen erheblichen Leidensdruck ausüben kann.
Beim irritativen Handekzem sind meist zuerst die Hand- und Fingerrücken betroffen. Es beginnt mit rauer, trockener und schuppender Haut. Später kommen Rötung und schmerzhafte Hautrisse (Rhagaden) hinzu. Beim allergischen Handekzem sind die Stellen betroffen, die dem Allergen ausgesetzt waren. Im Unterschied zum irritativen Handekzem kommt es aber auch zu Streureaktionen in der Umgebung der betroffenen Stellen. Im akuten Stadium ist die Haut gerötet und bildet stark juckende Bläschen. In einem chronischen Stadium treten Hautrisse und verstärkte Hornhautbildung (Hyperkeratosen) auf.

Therapie bzw. Behandlung

Leichte Handekzeme sollten schnell und konsequent therapiert werden, um einer Chronifizierung und der Entwicklung eines Kontaktekzems über die gestörte Hautbarriere entgegenzuwirken.
Für eine effektive Behandlung ist wichtig, dass auslösende Faktoren wie Allergene, reizende Stoffe und ungünstige Verhaltensweisen wie häufiges Händewaschen konsequent vermieden werden.
Es bedarf einer Basistherapie, die einen äusserlichen Hautschutz und eine regelmässige Hautpflege beinhalten. Hautschutzpräparate können als ein „flüssiger Handschuh“ beschrieben werden, der die Haut versiegelt und hierdurch die Hautbarriere vor aggressiven Substanzen schützt.
Zur Hautpflege dienen überwiegend wirkstofffreie Pflegecremes, die die Haut rückfetten, die Hautbarriere wiederherstellen und den Juckreiz mildern.

Weitere Therapiemöglichkeiten bestehen aus sog. «topischen» Kortikosteroiden (cortisonhaltige Medikamente), topischen Calcineurininhibitoren (antientzündliche Substanz) und aus der UV-Therapie (bei chronischem Ekzem).
Eine systemische, in der Regel oral verabreichte Therapie, kommt zur Anwendung, wenn eine adäquate Lokaltherapie nicht ausreichend Erfolg gezeigt hat. Diese können aus Glucocorticoiden (Cortison Tabletten), Retinoiden (Retinoid Alitretinoin) oder Ciclosporin (Immunsuppressivum) bestehen.

Die Prävention bzw. die Vorbeugung ist sehr wichtig. Eine frühzeitige Durchführung von Präventionsmassnahmen parallel zur Behandlung der Symptome kann helfen, schwere und langwierige Krankheitsverläufe abzuwenden.

  • Um das Auftreten von Handekzemen zu verhindern, sollte der Kontakt zu Allergenen und irritativen Substanzen sowie das Arbeiten im Nassen vermieden werden. Ist dies nicht möglich, sollten zum Schutz der Haut Handschuhe getragen werden.
  • Da das Tragen von Handschuhen allerdings ebenfalls das Auftreten von Handekzemen begünstigen kann, sollte die Tragezeit möglichst reduziert werden.
  • Nach der Handreinigung und vor allem nach der Arbeit müssen die Hände mit einer geeigneten Feuchtigkeitscreme eingecremt werden, um die Hautbarriere zu schützen.
  • Grundsätzlich sollte bereits bei einer Trockenheit der Hände auf entsprechende Pflege mit geeigneten Feuchtigkeitsspendern geachtet werden.
  • Wie bei Infektionskrankheiten «ubi pus, ibi evacau» (Wo Eiter ist, dort entleere ihn.) gilt auch beim Ekzem: «Wo Noxen (Allergene) sind, vermeide sie».

Nicht vergessen werden darf, dass die Haut häufig Spiegel der Seele ist. Die Haut widerspiegelt oft Gefühle, und die Gefühle können die Haut und das Immunsystem verändern.
Mehrere Forschergruppen konnten in den vergangenen Jahren nachweisen, dass es bei Stress eine enge Wechselwirkung zwischen Gehirn, Hormon- und Immunsystem gibt.
Vieles spricht also dafür, dass unsere Gefühlslage das Immunsystem und damit auch den Verlauf zahlreicher Hautkrankheiten beeinflussen kann.

Keine Angst: Sie müssen jetzt nicht jahrelang zur Psychoanalyse rennen. Oft hilft es schon, wenn Sie lernen, sich zu entspannen. Verhaltenstherapien, die sowohl in Einzel- als auch in Familien- oder Gruppensitzungen durchgeführt werden, sind sehr erfolgreich. Bei dieser Behandlung üben Sie zum Beispiel Techniken, die eine bessere Selbstkontrolle ermöglichen.

Stressbewältigung ist hier das Stichwort.