Zecken, mehr als ein Tierchen

Mai 16, 2020

Die meisten Zeckenstiche bleiben ohne gefährliche Folgen. Sie können zu Hautrötungen und Jucken führen, verursachen aber nur dann eine Infektionskrankheit, wenn die Zecke einen entsprechenden Erreger in sich trägt. Und selbst dann erkrankt nur eine vergleichsweise kleine Minderheit der gestochenen Menschen.

Zecken gibt es überall in der Schweiz, je nach Witterung bis auf 1200 Meter über Meer. Zecken brauchen jedoch ein Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und relativ warmen Temperaturen. Deshalb sind sie im Winter nicht aktiv. Die Zeckensaison dauert im Schnitt von März bis Oktober. Abweichungen können sich aus der aktuellen Wetterlage ergeben. Ausserdem suchen Zecken sich Orte, wo ihre natürlichen Wirte besonders häufig vorkommen. Wirte sind vor allem Mäuse, Igel und Vögel.

Zecken, welche mit Borrelienerregern infiziert sind, kommen über die ganze Schweiz verteilt vor. In der ganzen Schweiz sind etwa 5-30% (stellenweise bis 50%) der Zecken mit Borrelien infiziert. Bis zu 10’000 Personen erkranken schätzungsweise jährlich an Lyme-Borreliose.

Im Mittelpunkt stehen dabei Bakterien der Gruppe Borrelia burgdorferi, die die Lyme-Borreliose verursachen. Diese Krankheit kann das zentrale Nervensystem, die Gelenke, die Haut und das Herz schädigen. Sie verläuft aber nur selten chronisch und lässt sich gut mit Antibiotika behandeln.

Daneben können die Zecken auch Hirnhautentzündung, sog. Frühsommer-Enzephalitis (FSME) auslösen, die das zentrale Nervensystem attackiert und in schweren Fällen einen tödlichen Verlauf nehmen kann.

In der Schweiz werden jedes Jahr zwischen rund 100 und 250 FSME-Erkrankungen registriert.

Mit dem FSME-Erreger kann man sich nur in einigen besonders gefährdeten Regionen anstecken. In diesen Gegenden tragen zwischen 0.1 und 5 Prozent der Zecken das Virus. Auch hier führt eine Übertragung des Erregers nicht automatisch zu Krankheitssymptomen. In 70 Prozent der Fälle verläuft die Infektion unbemerkt, und in 10 Prozent entwickelt sich eine ernste Erkrankung des zentralen Nervensystems mit Fieberschüben, Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen. Etwa 1 Prozent der Patienten stirbt an FSME. Man kennt noch keine Mittel gegen diese Viren.

Der beste Schutz gegen Zecken ist die geeignete Kleidung: lange Hosen und geschlossene Schuhe. Kleider und Schuhe kann man zusätzlich mit einem Anti-Zecken-Mittel besprühen.

Zecken springen Menschen nicht an und lassen sich auch nicht von Bäumen fallen. Vielmehr lauern die winzigen Blutsauger auf Sträuchern und Gräsern auf ihre Opfer, um sich im richtigen Moment an ein vorbeistreifendes Lebewesen zu heften und zuzustechen. Der Angriff erfolgt still und meist schmerzlos.

Man kann sich gegen FSME impfen lassen. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen. Dann kann man nach 10 Jahren mit jeweils einmaligen Rappel-Impfungen die Schutzwirkung weiter verlängern.

Da Zeckenstiche oft nicht bemerkt werden, sollten nach einem Aufenthalt im Freien Körper und Kleidung auf Zecken untersucht werden. Das Tragen heller Kleidung erleichtert dabei die Zeckensuche.

Haustiere (z.B. Hunde, Katzen oder Pferde) sollten ebenfalls auf Zecken abgesucht werden.

Gefundene Zecken möglichst rasch entfernen, am besten durch Fassen mit einer feinen Pinzette oder Zeckenzange direkt über der Haut und kontinuierlichen Zug. Danach die Stichstelle desinfizieren.

Merken oder markieren Sie sich die Einstichstelle. Bei Fieber oder anderen Symptomen nach einem Zeckenstich sollte man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

 

Zeckenübertragbare Krankheiten, das Wichtigste in Kürze:

Frühsommer-Meningo-enzephalitis (FSME)

  • FSME ist eine virale Krankheit, welche u.a. zu einer Hirnhautentzündung führen kann, mit teils bleibenden Schädigung des Nervensystems.
  • FSME ist nicht heilbar, jedoch können bestimmte Symptome behandelt werden
  • Es gibt eine wirksame Schutzimpfung gegen FSME
  • > Empfehlung des BAG:  „Die Impfung gegen Zeckenenzephalitis ist empfohlen für alle erwachsenen Personen sowie Kinder im Allgemeinen ab 6 Jahren, welche in Gebieten mit Impepfehlung wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten…“.

Die Lyme-Borreliose

  • Die Lyme-Borreliose ist eine bakterielle Infektion von Gelenken, dem Nervensystem, der Haut oder auch des Herzens,
  • diese kann zu chronischen Beschwerden führen.
  • Eine Schutzimpfung ist derzeit nicht zugelassen
  • Die Borreliose wird mit Antibitiotika behandelt.

zudem…

Andere zeckenübertragene Krankheiten

Anaplasmose ist ein Bakterium, welches durch Zecken auf Nutztiere (z.B. Kühe und Pferde) aber auch auf Menschen übertragen werden und eine Anaplasmose (früher Ehrlichiose) auslösen kann. Dabei dienen gewisse Immunzellen des Menschen (sogenannte Granulozyten) als Vermehrungsort des Bakteriums. Die Symptome können von leichtem Fieber bis hin zur schwerwiegenden Infektion reichen. In der Nordwest- und Westschweiz sind zwischen 1% und 4% der Zecken mit Anaplasmen befallen. Bislang wurden in Europa etwas mehr als 100 Fälle Anaplasmosen beschrieben.

Rickettsiose sind ebenfalls zeckenübertragbare Bakterien, welche Krankheitssymptome beim Menschen auslösen können, die sogenannte Rickettsiose. Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen können vorkommen. In der Schweiz beträgt der Anteil der Rickettsienbefallenen Zecken zwischen 7-36%.

Q-Fieber, Coxiella burnetii ist auch ein Bakterium, welches Haus- und Nutztiere wie Katzen, Rinder oder Schafe als Reservoirwirte nutzt, ohne dass der Tierhalter dies bemerkt. Menschen infizieren sich meist über das Einatmen von im Staub enthaltenen Erregern. Diese können aber auch von Zecken übertragen werden. Das resultierende Q-Fieber löst bei den meisten Patienten milde, grippenähnliche Beschwerden aus. Bei etwas der Hälfte der Fälle treten nach ein paar Wochen plötztlich heftiges Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost auf. Dies führt unter Umständen zu Herz- und Lungenentzündungen. Q-Fieber wird normalerweise mit Antibiotika behandelt. In der Schweiz wurden in den letzten Jahren je etwa 35 Fälle von Q-Fieber gemeldet.

Tularämie, Francisella tularensis. Gewisse Schildzecken können das Bakterium F. tularensis übertragen, welche Tularämie (Hasenpest) verursacht. In den letzten Jahren wurde eine steigende Anzahl Fälle gemeldet.

Weiter noch…

Das richtiges Entfernen einer Zecke ist wichtig:

  • – Entfernen Sie eine Zecke schnell als möglich
  • – Benützen Sie zum Entfernen einer festgebissenen Zecke am besten eine spezielle Zeckenzange.
  • – mit dieser möglichst nah an der Einstichstelle greifen
  • – einen rechtwinkiges gleichmässiges Zug anwenden
  • – Desinfizieren Sie der Einstichstelle gründlich nach Entfernen der Zecke
  • – Notieren Sie Zeit und Ort des Zeckenstichs

– > Überwachen Sie die Einstichstelle bis zu 2 Wochen lang auf eine sich ausdehnende Rötung, einer sog. „Wanderröte“. Tritt diese auf, dann suchen Sie Ihren Arzt auf.

– > Treten einige Wochen nach dem Zeckenstich Fieber-, Kopf- oder Gelenk-schmerzen auf, sollten Sie ebenfalls ärztliche Hilfe in Anpruch nehmen.

 

Auch hier gilt vorbeugen und sich richtig verhalten:

  • „Jedes Schreckbild verschwindet, wenn man es fest ins Auge fasst“

 

Wussten Sie noch?

  • In der Schweiz ist der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) zu 95% für Zeckenübertragene Krankheiten verantwortlich.
  • Zecken nehmen Blutmahlzeiten von 150-fachen ihres eigenen Gewichtes zu sich.
  • Zecken trinken kein Wasser. Sie müssen Flüssigkeit aus der Umgebung über ihren Körper aufnehmen.
  • Zecken bestehen aus einem hinteren, einteiligen Aussenpanzer mit Beinen und den vorderen Mundwerkzeugen.
  • Die Mundwerkzeugen ermöglichen der Zecke den gezielten Einstich mit zwei Schneidenwerkzeugen.
  • Durch das Mundwerkzeug injiziert die Zecke ihren Speichel, welcher unter anderem betäubende und gerinnunghemmende Wirkstoffe enthält.
  • So geniesst die Zecke eine stundenlange Blutmahlzeit, ohne das der Wirt dies als schmerzhaft wahrnimmt.
  • Der Speichel einer Zecke ist der Injektionsweg für gewisse Krankheitserreger wei das FSME-Virus oder das Borreliose-Bakterium.
  • Aus der Eiablage einer Zecke schlüpfen sechsbeinige Larven, welche sich dann über achtbeinige Nymphen zu ausgewachsenen Männchen und Weibchen weiterentwickeln.
  • Zecken sind eher „lauernde“ als „jagende“ Parasiten. So erklimmen sie tiefliegende Gräser, Zweige oder Blätter und verharren dort, bis sie sich an einenm Passanten abstreifen können.
  • Dabei stecken sie das vordere Beinpaar in der für sie typischen Lauerstellung von sich.
  • Zecken bevorzugen Aufenthaltsgebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit in Bodennähe. Bei Regenfall hingegen suchen sie geschützte Nieschen auf.
  • In kalten Wintermonaten lässt die Aktivität der Zecken stark nach. In dieser Jahreszeit gibt es deutlich weniger Arztbesuche wegen Zeckenstichen.
  • Der gemeine Holzbock ist fast überall in der CH unter 1500 m ü.M. anzutreffen.
  • Wichtig sind dabei milde Temperaturen (ab 7°C) und eine hohe Luftfreuchtigkeit.
  • Der gemeine Holzbock kann Blutmahlzeiten von 300 verschiedenen Tierarten zu sich nehmen. Kleinsäuger sind die wichtigste Nahrungsquelle.
  • Wenn sich eine Zecke erfolgreich auf einen Wirt abstreifen konnte, ist sie zuerst Stunden mit dem Aufsuchen der optimalen Stichstelle beschäftigt. Nach dem Einstich kann eine Blutmahlzeit 7-10 Tagen dauern.
  • Der Transfer eines Krankheitskeims von der Zunge in ihren Wirt benötigt ebenfalls eine gewisse Zeit, welche abhängig vom Erreger ist. Bei der Übertragung von Borrelien kann dies merh als 24 Stunden betragen.
  • >Deshalb nach einer Wanderung, nach dem Picknicken auf der Wiese oder im Wald,  nach Spielen oder Liegen auf einer Wiese — Achten auf dem Körper und Duschen sinnvoll und wichtig.

 

Persönliche Schutzmassnahnen

  • Hohes Schuwerk und gegen unte schliessende, lange Hosen sind ein wirksamer Schutz gegen Zeckenbefall, dies vor allem in waldigen Gebieten.
  • Zeckenschutzmittel, welche Zecken vom Menschen fernhalten, sog. Repellentien, können auf die Haut, die Schuhe und auf die Kleidung aufgesprüht werden.
  • Vermeiden von unnötigen Berührungen von Sträuchern und Gräsern im Unterholz. Zudem durch Laufen in der Mitte von breiten Waldwegen verringert sich das Risiko, dass sich Zecken erfolgreich abstreifen können.

Zudem:

  • Die häufigste Stichstellen befinden sich am Kopf, im Schulter- und Achselbereich, im Schritt (Genitalbereich) und in den Kniekehlen.
  • Die Körperkontrolle sollte nach einiger Zeit wiederholt werden. Zecken krabbeln lange umher, bis sie die für sie passende Stichstelle gefunden haben.
  • Der Kopfbereich von Kindern muss besonders gut aufgesucht werden.

 

 

Links zum Thema:
Informationsplattform für Impffragen: infovac.ch
Zecken: zecken.ch
Zeckenübertragene Krankheiten: bag.admin.ch