Bewältigung

September 16, 2015

Im Alltag unserer Praxis als Allgemein Innere Mediziner erleben wir sehr häufig Personen mit verschiedenen Beschwerden ohne schulmedizinisch fassbare oder klassifizierbare Diagnosen. Häufig handelt es sich dann um Syndrome oder Symptome. Man findet somit bei der Untersuchung keine direkte organische bzw. körperliche Ursache der Beschwerden.

Man spricht dann von «funktionellen Beschwerden» wie chronischer Müdigkeit, Schwindel, chronischen Schmerzen, Tinnitus (Ohrgeräusch), Magen-Darm-Beschwerden, Herzrasen, Verstopfung, Zwang, Angst, Schlafstörungen usw.

«Niemand weiss, wie weit seine Kräfte gehen, bis er sie versucht hat.» (Johann Wolfgang von Goethe)

Wie entstehen diese Störungen?

  • Welches sind die prädisponierenden, vorausgehenden Faktoren?
    Z.B. die „Sensibilität“, Vulnerabilität der Person, die Genetik, die Lebensgeschichte.
  • Was sind die auslösenden Faktoren, die zum Auftreten der Beschwerden führen?
    Dazu können gehören: Ortswechsel (z.B. Schulhauswechsel, Immigration), Funktionswechsel (z.B. Pensionierung, Kündigung), Unfallereignis, Konflikte, Enttäuschungen.
  • Welche sind die aufrechterhaltenden Faktoren der Beschwerden? Darunter können fallen: Entlastung durch Symptom, sekundärer Krankheitsgewinn, z.B. das Verlangen krankgeschrieben zu werden, Schonung vor Exposition oder Belastung.

«Gegenwind, mein Wind, Gegenstrom, mein Stromlieferant!» Manfred Hinrich (1926 – 2015)

Wie gehe ich damit um, wie bewältige ich diese Beschwerden?

Je nach Problemstellung können folgende Faktoren in Frage kommen:

  • Äussere und innere Achtsamkeit?
  • zwischenmenschliche Fähigkeiten?
  • Selbstwertstabilisierung?
  • Stresstoleranz?
  • Emotionsregulierung?

Häufig geht es um Entspannungsverfahren. Man ist durch die ständigen, äusseren Reize geladen, aber man hat sich wenig Zeit und Aufmerksamkeit genommen, diese zu „entladen“. Der Stau macht dann das Problem bzw. die Störung. Bis das bewusste Erleben (Grosshirn) interveniert, passieren häufig sehr viele Spannungen unbewusst.

«Das Glück im Leben hängt von den guten Gedanken ab, die man.» (Sprichwort)

In der Hypnose werden die Entspannungsverfahren auch so praktiziert:

  • Einengung der Aufmerksamkeit
  • Aktivierung des Vorstellungsraumes
  • Veränderung der Körperwahrnehmung

Die Hypnose wird somit folgendermassen gekennzeichnet:

  • Verwendung der Sinnesattribute (wie Hören, Sehen, Spüren, Tasten)
  • Keine Verwendung von Negationen, keine Widerstände, «nicht immer Nein»
  • Kein Erzeugen von Widersprüchen zum inneren Erleben (sog. Yes-Setting). Die Empfindungen dürfen und sollen fliessen.
  • Stichwort «Pacing und Leading». Die wahrgenommenen Sinnesattribute als angenehm und positiv erleben und sich so in eine angenehme imaginäre Welt überführen lassen.
  • Diese intensive Vorstellung führt dann zu einer Reduktion der Beschwerden auf allen Ebenen.

«Ein kleiner Schlüssel, der nur wenige Gramm wiegt, kann einen Tresor öffnen, der viele Tonnen wiegt.» (Sprichwort)

Bei diesen Massnahmen handelt es sich um emotions- und erlebnisbasierte Zugänge. Es ist jedoch klar, dass diese Art von Entspannungsverfahren nicht für alle Personen geeignet ist.
Dabei ist es wichtig, das Erklärungsmodell der betroffenen Person für ihre Beschwerden und ihre Erwartungen in die Therapiemöglichkeiten zu berücksichtigen.

Das Ziel der Übung sollte sein:

  • Aufmerksamkeit steuern lernen
  • Anspannung reduzieren
  • Einstellung zur Erkrankung, zu Widerständen verändern.

«Kleine Taten, die man ausführt, sind besser als grosse, die man plant.» (Sprichwort)